Der Arzt im Hintergrund

Dr. Gerd Lorenz, Pathologe in Greifswald (Foto: privat)Die Greifswalder Universitätsklinik als Teil der Ernst-Moritz-Arndt-Universität bildet stetig Ärzte aus. Pathologen schneiden viel und befinden sich zugleich an einer wichtigen Schnittstelle: Sie liefern dem behandelnden Arzt wichtige Informationen über Art und Schwere der Erkrankung eines Patienten. Ein Beruf im Dienste des Patienten, denn ihre Expertenmeinung bei der Einschätzung von Tumoren ist grundlegend für eine schnelle und richtige Behandlung des Patienten. Bereits 1856 wurde in Greifswald der Lehrstuhl für Pathologie errichtet. Er ist damit der achtälteste Pathologie-Lehrstuhl in Deutschland. Jährlich werden in dem Greifswalder Institut von 23.000 Patienten Gewebeproben untersucht.

Der Direktor des hiesigen Instituts für Pathologie, Prof. Dr. Gerd Lorenz, kennt kaum wie ein Anderer diese Einrichtung, mit deren Leitung er 1991 betraut wurde. Denn der 66-Jährige, der im kommenden Januar seinen Ruhestand antritt, wirkt bereits seit mehr als vierzig Jahren in der Greifswalder Pathologie. Über dreißig Mitarbeiter stehen ihm zur Seite. Mitarbeiter, auf die er sich jeden Tag aufs Neue verlassen kann und muss. Pathologe – ein Traumberuf aus Kindertagen? Eigentlich wollte der in Greifswald geborene Zahnarztsohn Augenarzt werden. Doch wie es der Zufall wollte, nahm ihn die Pathologie gefangen, bevor er sein ursprüngliches Vorhaben verwirklichen konnte. „Ein Arzt schreitet durch das Haus, um auf alle Ruhe auszustrahlen“ war neben dem medizinischen Handwerkszeug ein Rat, dem ihn sein akademischer Lehrer, Professor Patzelt, ein Pathologe der „alten Schule“, mit auf den Weg gab.

Am Ende seines Studiums der Humanmedizin in seiner Heimatstadt promovierte Professor Lorenz 1965 mit einer Arbeit über Koronararteriensklerose und Herzinfarkt zum „Dr. med.“. Es folgten gleichzeitig die Approbation als Arzt und der Eintritt in das Pathologische Institut der Universität Greifswald. Korrekt, diszipliniert, stetig auf ein harmonisches Zusammenspiel mit engagierten und gleich gesinnten Mitarbeitern Wert legend, kennt und schätzt man ihn hier seit Jahrzehnten. 1970 wurde er Facharzt für Pathologie, 1974 Oberarzt, 1977 folgte dann die Habilitation zum „Dr. sc. med.“. 1980 wurde Gerd Lorenz Hochschuldozent, 1985 Außerordentlicher Professor und 1992 Ordentlicher Professor. 1991 wurde er Geschäftsführender Direktor und im Jahre 1994 Direktor des Instituts.

Prof. Lorenz arbeitete in verschiedenen Gremien der Universität und war Vorstandsmitglied der Deutschen Sektion der Internationalen Akademie für Pathologie. Wissenschaftlich widmete er sich insbesondere mit Leber-, Schilddrüsen- und klinischer Tumorpathologie, was sich auch in seinen mehr als 200 Beiträgen in Büchern und Fachzeitschriften sowie in zahlreichen Vorträgen im Inund Ausland niederschlägt. „Das Schöne und Faszinierende an meiner Arbeit ist die vielfältige, interessante und verantwortungsvolle Tätigkeit. Neue Herangehensweisen der Ärzte an Erkrankungen und moderne Technik hat die Arbeit der Pathologen in den zurückliegenden Jahrzehnten aber auch grundlegend verändert“, so der Greifswalder Pathologe. Die Leichenöffnung, früher das Herzstück der Pathologie, ist weitestgehend der Untersuchung von Gewebeproben Lebender gewichen.

Zudem wird die klassische Arbeitsweise des Erkennens und Einschätzens mit dem Mikroskop zunehmend von neuen Techniken ergänzt. „Die Zukunft wird in der Chip-Diagnostik liegen“, ist sich Prof. Lorenz sicher. „Es ist deshalb auch an der Zeit, das Feld jungen dynamischen Mitarbeitern zu überlassen, die diese neuen Methoden verstärkt fördern und anwenden werden“. Dennoch hält der Pathologe die handwerklichen Fähigkeiten und das Gespür für die zutreffende Bewertung der Gewebeprobe auch künftig für unabdingbar. „Ein Pathologe unterscheidet sich nur unwesentlich von einem Detektiv, da beide oftmals nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen suchen müssen. Er darf sich nicht überschätzen und muss die Kommunikation mit Fachkollegen, auch anderer Fachgebiete suchen.“

Befragt man ehemalige und heutige Studenten und Mitarbeiter, werden Respekt und Hochachtung vor der fachlichen Leistung und einem Menschen, der für die Probleme seiner Mitarbeiter ein offenes Ohr hat, deutlich. Überhaupt haben Lehre und Weiterbildung von Generationen angehender Medizinstudenten und Fachärzte, die ihn zuweilen und an der Universität, einen wesentlichen Teil seiner Arbeit an der Greifswalder Alma mater ausgemacht. „Nachfolgende Medizinergeneration bauen auf die Erfahrungen der Vorgänger auf. Ich halte es für sehr wichtig, eigene Erfahrungen an den nachfolgenden Medizinernachwuchs weiter zu geben“, unterstreicht der „Lord“, wie er respektvoll von Generationen angehender Human- und Zahnmediziner bezeichnet wird.

Besonders freue ihn, „dass das wissenschaftliche Umfeld im Institut stimme. So konnten sich in den vergangenen zwei Jahren zwei Ärztinnen und ein Arzt habilitieren“. Auch wenn Prof. Lorenz im kommenden Jahr in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen wird, kommt Ausruhen für den Greifswalder nicht in Frage. „Genauso aktiv wie vorher werde er sein, da es noch viel zu tun gäbe. Und sollte ich doch einmal Ruhe suchen, finde ich sie bei der Restaurierung alter Möbel“.

Text: Sabrina Wittkopf-Schade, Foto:privat
(aus Greifswald KOMPAKT, Ausgabe 12/2006)

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