Risiken in Moeckow

Erdgasspeicherung im Salzstock Moeckow 
Wann informiert EWE zur Eignung und Sicherheit des Standortes?

von Peter Koslik (19. Mai 2008)

Nach aktuellen Pressemitteilungen (OZ, Bergamt Stralsund) will die EWE AG Oldenburg bis 2012 im Salzstock Moeckow (OVP) einen Kavernenspeicher für die Einlagerung von russischem Erdgas errichten. Vorgesehen ist die Ausspülung von bis zu 20 Kavernen mit einem Speichervolumen von je 500.000 m3 Erdgas, zunächst 4 Kavernen bis 2012.

Die in den Medien durch EWE seit Ende 2006 verbreiteten Informationen zum Vorhaben Kavernenspeicher Moeckow sind widersprüchlich. Sie geben keine plausiblen, nachvollziehbaren Auskünfte zu Terminen, Umfängen der Gasspeicherung, zur Eignung des Salzstockes Moeckow und zur Umweltverträglichkeit des Vorhabens.
Durch EWE wird seit Ende 2006, schon vor Beginn der geophysikalischen Untersuchungen Anfang 2007, vor Abteufen der Tiefbohrung Moeckow Anfang 2008, stereotyp verbreitet, daß einzig der Salzstock Moeckow für die Einlagerung von Erdgas geeignet sein soll. Die Ergebnisse aus den seismischen Untersuchungen 2007 als wesentliche Grundlage für die Beurteilung der Eignung des Salzstockes Moeckow für die sichere Erdgasspeicherung sind bisher nicht öffentlich präsentiert.

Im März 2007 erschien im Magazin Greifswald KOMPAKT ein Artikel „Speicherung von Erdgas im Salzstock Moeckow ab 2010?“ von P. Koslik, Lubmin. Der bekannte geologisch-geophysikalische Kenntnisstand zum Salzstock Moeckow läßt danach den Standort als nicht geeignet für eine sichere Kavernenspeicherung von Erdgas erscheinen. Der Salzstock Moeckow nimmt eine Sonderstellung in Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich zu anderen Salzstöcken ein. Seit den 1960er Jahren ist er im Ergebnis der intensiven geologisch-geophysikalischen Erkundung in der DDR (Eisenerz, Erdöl-Erdgas) bekannt als durch geologische Verwerfungen/Störungen begrenzte Salzaufpressung in der Störungszone von Moeckow-Dargibell. Die Störungszone von Moeckow-Dargibell gehört zum Vorpommern-Störungssystem, einer erdgeschichtlich markanten Grabenzone, die bis 5 km breit ist und mit etwa 50 km Länge bis in die Ostsee westlich Hiddensee zu verfolgen ist. Die Störungen/Verwerfungen der Sedimentschichten bis 200 m Sprunghöhe, Klüfte und Risse in den Gesteinen sind bevorzugte Zonen für das Eindringen von Wasser in den Salzkörper, Ursache für unkontrolliertes Ausspülen von Salzen im Salzstock. Umgekehrt können derartige Störungszonen aber auch eine Ursache sein für das unkontrollierte Entweichen von gespeichertem Gas bis an die Erdoberfläche sein. Das Erdgas soll mit 160 bar (ca. 150 Atmosphären) in den Kavernen eingelagert werden.

Anfang 2008 stellte EWE in Wrangelsburg einen Informationscontainer zum Vorhaben Kavernenspeicher Moeckow auf. Übersicht und Informationen zum technologischen Ablauf des Kavernenbaus in Salzstöcken zur Einlagerung von Erdgas sind allgemein informativ. Das Bohrprofil der bis Anfang April 2008 abgeteuften Bohrung Moeckow wird präsentiert.
Informationen zur geologischen Eignung des Salzstockes Moeckow als grundsätzliche Voraussetzung für eine sichere Kavernenspeicherung von Erdgas im Ergebnis der seismischen Untersuchungen fehlen. Eine Anfrage diesbezüglich an den Projektleiter von EWE wurde abschlägig beantwortet. Fragen zur Sicherheit der Erdgasspeicherung im Raum Moeckow-Lühmannsdorf-Karlsburg beschäftigen inzwischen die Bürger in der Region. Es besteht hier genauso ein öffentliches, aktuelles Interesse an Informationen wie in der Region Lubmin-Usedom zu den zu erwartenden Umwelteinflüssen auf das Biotop Greifswalder Bodden durch die von EWE vorgesehene Einleitung der anfallenden Sole. Für den Bau einer Kaverne sollen durch ca. 7 Millionen kbm Frischwasser ca. 1.500.000 Tonnen Salze ausgespült werden. Die anfallenden ca.7.000.000 kbm Sole mit einem Salzgehalt von etwa 300 Gramm pro Liter sollen nach EWE auf 10 Gramm pro Liter vor Einleitung in den Greifswalder Bodden verdünnt werden. Dafür wären etwa 200 Millionen kbm Frischwasser erforderlich. Die Realisierbarkeit der Wasserentnahme ist fraglich und insgesamt zu prüfen, auch im Zusammenhang mit den benötigten Kühlwassermengen aus dem Greifswalder Bodden/Peene für die bei Lubmin bis 2012 geplanten 2 Gaskraftwerke und 1 Kohlekraftwerk.
An diesem Beispiel wird deutlich, daß das Wirtschaftsministerium M-V für die jetzt bekannten Vorhaben am Industriestandort Lubminer Heide - 2 Gaskraftwerke und 1 Kohlekraftwerk, 2 Erdgasverdichterstationen, Erdgasleitungen OPAL, NEL, Nordal vor der Genehmigung einzelner Investitionen eine Strategische Umweltprüfung (SUP) nach europäischem und deutschem Recht veranlassen muß. Nur so werden die kumulierten Auswirkungen der größten vorgesehenen Industrieansiedlung in M-V auf die Umwelt, die Infrastruktur usw. in der Region Greifswalder Bodden-Ostsee-Usedom-Rügen deutlich. Aus den EU-Förderpro-grammen EFRE usw. sind in den letzten Jahren Mittel in die Region geflossen, so z.B. für den Hafen Lubmin, FFH-Gebiete, Tourismus, Infrastruktur usw.

In Mecklenburg-Vorpommern und im benachbarten Sachsen-Anhalt sind mehrere Kavernenspeicher in Betrieb bzw. im Ausbau:
Salzstock Kraak (MV) - Gesamtvolumen Erdgas 130 Mio kbm
Salzstock Wesenberg (MV) für Kerosin
Salzstock Peckensen (Sachsen-Anhalt) - Gesamtvolumen Erdgas 105 Mio kbm, begonnener Ausbau auf 10 Kavernen mit 1.050 Mio kbm Speicherkapazität
Diese Salzstöcke haben wesentlich größere Ausmaße (Salzmächtigkeiten bis über 4.000 m), die Salzkörper sind nicht durch geologische Verwerfungen gestört – Voraussetzungen für eine sichere und umweltgerechte Einlagerung von Erdgas resp. Kerosin. Die Entsorgung der bei der Aussolung der Kavernen anfallenden Sole erfolgte umweltfreundlich durch Tiefenver-senkung in Aquifere (poröse, wassergefüllte Speichergesteine).
Die Firma Gazprom Germania GmbH plant in solch einem Aquifer bei Hinrichshagen in der Nähe von Waren (M-V) den größten Erdgaspeicher Europas mit bis zu 5 Mrd m3 Speicherkapazität. Gazprom Germania GmbH informiert in den Medien bisher ausführlich und informativ. Von 25 möglichen Standorten wurden geologische Untersuchungsdaten analysiert und schließlich Hinrichshagen für weitere Voruntersuchungen und die Erschlie-ßung des Erdgasspeichers in den nächsten 5 Jahren ausgewählt. Der Standort Hinrichs-hagen wurde bereits 1970 auf die Eignung als Erdgasspeicher untersucht. In Presseinforma-tionen wird durch Gazprom Germania die umweltfreundliche und sichere Einlagerung des russischen Erdgases ab 2012 zugesichert.

Bisher ist nicht bekannt, daß EWE das Verfahren der Tiefenversenkung der Sole in Aquifere im Untergrund in der Region überhaupt als eine Option in Erwägung zieht. Zur Versenkung der Sole in einem geeigneten Aquifer sind aufwendige Voruntersuchungen des Untergrundes notwendig, insbesondere dann, wenn keine Tiefbohrungen und gesicherte geologisch-geophysikalische Kenntnisse vorliegen.

Zuletzt wurde nach der EWE-Präsentation am 14.04.2008 zum Abschluß der Tiefenbohrung vor geladenen Gästen (Wirtschaftsminister Seidel, Prof. Niedermeyer - LUNG, Bergamt Stralsund...) durch die Presse, das Bergamt Stralsund verbreitet, „..dass der Salzstock Moeckow geeignet ist für eine Kavernenspeicherung von Erdgas, der Untergrundgasspei-cher ist im Aufbau begriffen“....
Und das, obwohl die jetzt durchzuführenden technischen, physikalischen, chemischen Laboruntersuchungen der über 1.000 m Steinsalzkernproben aus der Tiefbohrung noch gar nicht vorliegen, das Genehmigungsverfahren vom Bergamt Stralsund noch nicht abgeschlossen ist. Zur abschließenden Einschätzung des inneren Aufbaus, der Strukturen und Mineralisation des Salzstockes sind die Untersuchungen aus einer Tiefbohrung sowieso nicht repräsentativ.
Auf welcher Grundlage werden solche Aussagen getroffen, wie wird die Öffentlichkeit in das Genehmigungsverfahren durch das Bergamt Stralsund einbezogen?

Es wird höchste Zeit, daß EWE die Bürger in der Region umfassend und sachlich über den Stand der Untersuchungen zur sicheren Erdgasspeicherung im Salzstock Moeckow informiert. Die dem Bergamt Stralsund vorzulegende Umweltverträglichkeitsuntersuchung, insbesondere zur Entsorgung der anfallenden Sole, ist der Öffentlichkeit im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zugänglich zu machen.

Werbung

Folgen auf Facebook oder Google+

 


Firmen-Beispiel Rubrik FIRMEN-MARKT-VEREINE

Testen Sie unseren Firmen-Katalog kostenfrei

News

GRÜNE Vorpommern-Greifswald fordern mehr Engagement gegen rechte Gewalt
(Greifswald) GRÜNE Vorpommern-Greifswald: Engagement gegen rechte Gewalt muss stärker gefördert werden. Michael Steiger: Nach den jüngsten Gewalttaten der rechten Szene Solidarität und bessere Unterstützung der Betroffenen notwendig
Schließung von Amtsgerichten in Mecklenburg-Vorpommern?
(Greifswald) Auch in der Hansestadt Greifswald wie im gesamten Landkreis Vorpommern-Greifswald wird die Sparmaßnahme von Ministerin Kuder, die zu einer Schließung zahlreicher Amtsgerichte in Mecklenburg-Vorpommern führen könnte, rege diskutiert - von Einwohnern wie von Politikern, die gern an entsprechende Wahlversprechen aus dem letzten Herbst erinnern. Im Folgenden lesen Sie eine Stellungnahme des Landtagsabgeordneten Bernd Schubert (CDU).
Existenzgründer-Seminare Greifswald
In der Hansestadt Greifswald finden in Kürze wieder Seminare für Existenzgründer statt, die nach den Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums förderfähig sind. Die Durchführung der Seminare in Greifswald erfolgt nicht gewerblich, da es sich als geförderte Maßnahme um eine Bildungsmaßnahme des Bundes handelt.

Veranstaltungen in Greifswald und Umgebung (Grafik: Gerd Altmann/pixelio.de)