Vor fast dreieinhalb Jahrhunderten wurde der Greifswalder Stadtkommandant Burchard Müller von der Lühne (1604–1670) im Dom St. Nikolai standesgemäß in einer prachtvoll ausgestatteten Familiengruft beigesetzt. Aufwendig gearbeitete Totenschilder wurden während der Prozession vorweg getragen und in dem Familiengrab an der Nordseite des Greifswalder Doms aufgehängt. Der aus der Lüneburger Gegend stammende Burchard Müller von der Lühne diente während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) als Offizier in der Armee des Svhwedenkönigs Gustav II. Adolph. Im Jahre 1636 wurde er zum Major und einige Jahre später zunächst zum Oberst und dann zum Generalmajor ernannt. Die schwedische Königin Christine erhob Müller von der Lühne für seine Verdienste im Jahre 1650 in den schwedischen Adelsstand.
Nach dem Westfälischen Frieden kam Burchard Müller von der Lühne als Stadtkommandant nach Greifswald. Er bewohnte das Haus Langestraße 55, auf dem sich heute das Zigarrenhaus Bernhagen befindet. 1651 erwarb die Familie mehrere Güter der Umgebung, darunter die Güter Neetzow und Ludwigsburg. Mit dem Erwerb des Ludwigsburger Schlosses war auch die Nutzung der Grabkapelle im Dom verbunden. Als Greifswald im schwedisch-polnischen Krieg schweren Kampfhandlungen ausgesetzt war, erwarb sich Müller von der Lühne im Jahre 1659 große militärische Verdienste um die Verteidigung der Stadt. Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg kooperierte trotz seines Schweden-Bündnisses mit den gegnerischen Truppen Dänemarks, Polens und des Kaisers. Anders als in Demmin, Loitz und Altentreptow gelang es dem Kurfürsten und seiner Armee im September 1659 dank des militärischen Einsatzes des Stadtkommandanten und der Unterstützung durch Greifswalder Bürger nicht, die Stadt trotz ihrer desolaten Befestigungsanlagen und zahlenmäßig unterlegenen Truppen einzunehmen.
Burchard Müller von der Lühne starb am 22. Juli 1670. Auch seine aus einem alten hinterpommerschen Adelsgeschlecht stammende Frau Ilsabe Maria von der Lühne geb. von Schmeling (1619–1666) und seine Söhne Jacob Heinrich, Carl Leonhard Müller von der Lühne sowie weitere Nachfahren fanden in der Familiengruft ihre letzte Ruhe. Insgesamt gingen vier Söhne und fünf Töchter aus dieser Ehe hervor. Die Grabstätte der Familie Müller von der Lühne an der Nordwand des Doms wurde im Zuge der in den 1980er Jahren vorgenommenen Innensanierung und Umgestaltung zugeschüttet. Die Gebeine wurden an anderen Orten bestattet. Erhalten geblieben sind jedoch das Allianzwappen der Familien von Schmeling und von der Lühne sowie die Zinksarkophage, die einst die Särge der Verstorbenen umschlossen.
Umso trauriger ist jedoch, dass der Zahn der Zeit unaufhaltsam an den verbliebenen Geschichtszeugnissen des 17. Jahrhundert nagt. Insbesondere die acht erhalten gebliebenen Sarkophage sind dringend restaurierungsbedürftig. Die teilweise stark deformierten Sarkophage und die vielen abgebrochenen Einzelteile sind vom so genannten Zinkkrebs bedroht, der sich durch das Material frisst“, verdeutlicht der Historiker und Gemeindemitglied Mario Schmelter. Erhebliche finanzielle Mittel müssen durch die Domgemeinde aufgebracht werden, um die Sarkophage durch eine aufwendige Restaurierung auch für kommende Jahrhunderte erhalten zu können. Ihre Spenden sind deshalb herzlich willkommen. Spenden können Sie per Überweisung an die Domgemeinde St. Nikolai Greifswald, Konto 11908, BLZ 15061638, Volksbank Raiffeisenbank, Stichwort: Zinksarkophage.
Text und Foto: Sabrina Wittkopf-Schade
(aus Greifswald KOMPAKT, Ausgabe 2/2008)
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