Koslik: Speicherung von Erdgas im Salzstock Moeckow?

Der Diplom-Geologe Peter Koslik aus Lubmin war in der Februarausgabe 2007 unser Gesprächspartner zum Thema Steinkohlenkraftwerk. Heute kommentiert er die gegenwärtigen Probebohrungen bei Moeckow in Vorbereitung einer geplanten Erdgaseinlagerung aus der bis Lubmin führenden Erdgasleitung aus Russland.

Seit November 2006 gibt es in den Medien Mitteilungen über die ab 2010 von der Oldenburger EWE AG geplante Kavernenspeicherung von Erdgas im Salzstock Moeckow zwischen Greifswald und Anklam. Die Anfang Februar 2007 begonnenen seismischen Messungen der Firma DMT Essen und eine Tiefbohrung in den Salzkörper sollen die Beurteilung der Eignung des Salzstocks noch 2007 ermöglichen. Angeregt durch die „Ostseezeitung“ haben wir uns die Vibrationsseismik vor Ort angesehen und uns von der Umsicht der Mitarbeiter, die Messungen möglichst umweltschonend durchzuführen, überzeugt. Auskünfte zum Ablauf bekamen wir auf unsere Fragen sehr entgegenkommend, auch wenn die Zeit knapp war.

Das Spüren der kurzen Erschütterung des Bodens unter den Füßen – die Vibratoren auf den drei Trucks werden telemetrisch und synchron ausgelöst – war schon beeindruckend. Die kilometerlangen Linien von Kabeln und Geophonen für den Empfang und die Weiterleitung der seismischen Wellen lassen ahnen, welche Datenmengen in der Meßstation anfallen, alle Daten werden für die Aussage bis Ende 2007 benötigt. Das Gespräch mit einem Techniker ergab, dass wir beide unsere Tätigkeit in einem Betrieb der geologisch-geophysikalischen Erkundung vor etwa 40 Jahren aufgenommen haben. Bei mir kamen Erinnerungen an die jahrelange Tätigkeit bei der Erkundung des Untergrundes für die Rohstoff- und Energiewirtschaft im Norden der DDR.

Manch Älterer in OVP erinnert sich vielleicht noch an Sprengseismik und Tiefbohrungen zur Suche nach Erdöl und Erdgas oder an die Tiefbohrungen bei Moeckow und Dargibell in den 60er und 70er Jahren. Die damaligen Untersuchungsergebnisse sind 2004 auch in die Publikation „Geologie von Mecklenburg-Vorpommern“ eingegangen. Dort ist der regionale und historische geologische Kenntnisstand, auch für das Gebiet des Salzstockes Moeckow, zusammengefasst. Der Salzstock Moeckow ist – im Ergebnis der früheren Untersuchungen – als eine schmale Salzaufpressung (Diapir) beschrieben, die in einer erdgeschichtlich markanten Zone mit Störungen und Versetzungen der Gesteinsschichten eingeengt ist. Solche Salzstöcke sind deshalb nicht für die Einlagerung von Gas geeignet.

Die Pressemitteilungen beschreiben jedoch einen idealen Salzstocktyp (Salzdom) mit Kavernenspeichern zur sicheren Einlagerung von Erdgas, wie er in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und in Westmecklenburg häufig vorkommt, wie z.B. im Salzstock Kraak (südlich Schwerin) mit einem Speichervolumen von 130 Mio. kbm Erdgas. Die vorgesehenen Erdgasspeichermengen in bis zu zehn Kavernen werden im Salzstock Moeckow von 500 Mio. kbm bis zu mehreren Tausend Mio. kbm angegeben. Für die Erzeugung von einem Kubikmeter Kavernen-Hohlraum sind etwa sieben bis zehn Kubikmeter Süßwasser erforderlich. Die Folgen einer angedachten Einleitung von vielen Mio. kbm Sole in den Greifswalder Bodden bzw. die Ostsee sind gar nicht auszudenken.

Wir sind gespannt auf die Ergebnisse zur Eignung des Salzstockes Moeckow, jetzt aus den Untersuchungen mit den modernsten technischen Möglichkeiten. Es wurden bereits ca. 150 Mio. Euro Erschließungskosten für die eventuelle Anlage eines Kavernenspeichers bei Moeckow genannt.

Text: Peter Koslik
(aus Greifswald KOMPAKT, Ausgabe 03/2007)

Anmerkung
Noch im April 2008 wird Peter Koslik seine jüngsten Erfahrungen mit der ihm nun aufgefallenen deutlichen Zurückhaltung bei Informationen zu Messergebnissen mitteilen, die ihm seitens der EWE AG entgegengebracht wurden.

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