Debatten-Namensgebung-Greifswalder-Universitaet

Tage bis zur ersten Urabstimmung werden bereits gezählt
Übersicht
1. StuPa besiegelt erste Urabstimmung in der Geschichte der Uni und legt Termin fest
2.Senat führt wissenschaftliche Anhörung durch (11.12.).
3. Debattierclub lädt zur Diskussion über Arndt ein (26.11.).
4. Rektor schiebt Verantwortung weiter ab
5. RCDS stellt Pro‐Arndt‐Homepage ohne Inhalte vor
6. Initiative veröffentlicht ein ganzes Buch kritischer Aufsätze

1.
Das Präsidium des Studierendenparlaments (StuPa) hat die von der Initiative gesammelten 1400 Unterschriften geprüft und ihre Richtigkeit bestätigt. Das StuPa hat daraufhin in seiner Sitzung vom 17.11. einstimmig die erste Urabstimmung in der Geschichte der Universität Greifswald angenommen. Auch der RCDS hat also seinen Widerstand gegen die Urabstimmung aufgegeben. Der Termin wurde – wie von den Initiatoren gewünscht – parallel zu den StuPa‐Wahlen gelegt, voraussichtlich vom 11. bis 15. Januar 2010. „Allein schon das Zustandekommen der Urabstimmung ist ein historisches Ergeignis und zeigt, dass die Studenten es ernst meinen mit der Umbenennung. Wir wollen nun eine Wahlbeteiligung von 20 Prozent erreichen. Dies wäre eine Verdopplung in Bezug auf die Wahlen der letzten Jahre und würde dem Senat ein klares politisches Signal für die Ablegung des Namens geben“, erklärt Sandra Schmidt, Sprecherin der Initiative „Uni ohne Arndt“.
2.
Die vom Senat eingesetzte Kommission zur Namensprüfung hat derweil bekannt gegeben, dass sie eine wissenschaftliche Anhörung durchführen will. Am 11. Dezember sollen sechs Professoren (einer davon sogar aus dem europäischen Ausland) zu dieser Frage in der historischen Aula (Uni‐Hauptgebäude) angehört werden: „Welche wissenschaftlichen Argumente in Bezug auf Arndt sprechen für bzw. gegen eine Umbenennung der Universität Greifswald?“ Dazu sollen die Wissenschaftler jeweils 20minütige Vorträge halten, über die im Anschluss jeweils auch Raum zur Diskussion steht. Die Initiative ist erfreut, dass die Senatskommission ihren Auftrag ernst nimmt und diese Anhörung so umfangreich und ernst durchführt: “Es ist besonders zu begrüßen, dass die Kommission nicht länger diskutiert, wer Ernst Moritz Arndt war, sondern die Frage in den Fokus rückt, ob Arndt als Name für unsere Universität tragbar ist“, sagt Sandra Schmidt. Fraglich ist für die Initiative aber, wer eingeladen wurde. Dies ist noch geheim. In der Arndt‐Kommission sitzen immerhin drei Arndt‐Befürworter. Neue historische Erkenntnisse erwartet die Initiative so oder so aber nicht, da die Schriften Arndts ja
bekannt sind und wissenschaftlich bereits 2001 in aller Tiefe ergründet wurden. „Nun muss die politische Frage gestellt werden, ob ein Antisemit und Rassist ein Vorbild für eine weltoffene Universität sein kann“, fordert Schmidt. Sie ermuntert auch alle StudentInnen und ProfessorInnen, zur Anhörung zu kommen, um sich selbst für die Urabstimmung ein Bild zu machen.
3.
Am Donnerstag, den 26. November, um 20 Uhr im Audimax Greifswald hat der renommierte Greifswalder Debattierclub zu einer Diskussion um den Namenspatron eingeladen. Können sich Studenten mit Arndt und seinen völkischen Ideen heute noch identifizieren? Welche Funktion hat der Name einer Universität? Es diskutieren erstmals studentischen Vertreter der Kampagne „Uni ohne Arndt.de“ gegen Vertreter der „RCDS Pro‐Arndt AG“. Die Initiative freut sich auf die Debatte und lädt Bürger und Studenten ein, sich ebenfalls einzubringen.
4.
Mit Bedauern stellt die Initiative fest, dass sich der Rektor weiterhin nicht zur Namens‐Debatte positionieren will. So sagte Rektor Prof. Dr. Rainer Westermann in der Senatssitzung vom 18. November, dass er für die seit 1996 eingefrorene jüdische „Lea Grundig Stiftung“ (siehe letzte PM: https://ow.ly/Dytp) schlicht „nicht zuständig“ sei. Der Leiter des Casper David Friedrich Institut trage die Verantwortung. Dieser lehnt jedoch ebenfalls öffentliche Statements bzw. eine wissenschaftliche Beweisführung ab. „Wenn unsere Universität eine jüdische Stiftung schon „auf Verdacht“ einfriert, während sie sich an ihrem nachweisbar antisemitischen Namenspatron nicht stört, hinterlässt das das in der Öffentlichkeit mehr als einen fahlen Nachgeschmack. Das Abschieben der Verantwortung ist dabei genauso wenig hilfreich wie glaubwürdig“, so Sandra Schmidt von der Initiative „Uni ohne Arndt“.
5.
Die vom RCDS gegründete „Pro‐Arndt AG“ hat nach etlicher Verzögerung nun unter www.pro‐emau.de einen Blog gestartet. Sandra Schmidt, Sprecherin der Initiative „Uni ohne Arndt.de“ begrüßt, dass der RCDS Arndts Rassismus, Antisemitismus, Franzosenhass und völkischen Nationalismus auf der Internetseite nicht in Frage stellt. Es ist ein erster Fortschritt, dass die Befürworter die Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft nicht mehr anzweifeln, wie noch 2001: „Wir bedauern jedoch, dass die Arndt‐Anhänger auf ihrem Blog die eigentliche, moralische Frage völlig ausblenden, nämlich, ob wir an einer weltoffenen Universität mit den von Arndt vertretenen rassistischen Ideen noch leben können“, so Schmidt. Stattdessen ist das Ziel der AG offenbar Arndt in der Öffentlichkeit mit anderen Begriffen in Verbindung zu bringen. Etwa mit „Demokratie“ oder mit „Lyrik“. Germanistin Dr. Monika Schneikart hatte ähnliche Bestrebungen schon bei der Leserbrief‐Debatte 2001 festgestellt und in ihrer Diskursanalyse scharf kritisiert. Sie sprach in diesem Zusammenhang von „Verzerrung“ und „Verfälschung“ durch die Arndt‐Befürworter (vgl.: https://ow.ly/DwSH ). Die Initiative „Uni ohne Arndt“ bedauert außerdem, dass die Website der RCDS‐Gruppe bisher fast leer ist und keine Argumente enthält. Lediglich einige Gedichte finden sich bisher auf der Seite. „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass uns immer wieder ‚Polemik’ und ‚Unsachlichkeit’ unterstellt wird, und man dann sieht, dass die Arndt‐Befürworter eine fast leere Homepage ohne auch nur ein einziges wissenschaftliches Zitat online stellen“, so Sandra Schmidt. (Das Studentenportal webMoritz der Uni Greifswald kritisierte dies ähnlich wie wir: https://ow.ly/Dx1m )
6.
Die Initiative „Uni ohne Arndt“ hat sich viel Arbeit gemacht, um noch mehr wissenschaftliche Fakten zu Arndt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neben zahlreichen veröffentlichten Aufsätzen sind wir stolz jetzt das komplette „Heft 8“ der Ernst Moritz Arndt Gesellschaft veröffentlichen zu können. Es enthält sämtliche wissenschaftlichen Vorträge des Arndt‐Kolloquiums aus dem Jahre 2001. Dazu wurden 234 Seiten eingescannt und in einer umfangreichen PDF‐Datei zusammengefügt. Dieses Heft ist (mit Zustimmung der E.M.A.‐Gesellschaft) ab sofort auf der Uni‐ohne‐Arndt.de Website kostenlos abrufbar. “Es ist uns unverständlich, dass die Universität diese Ergebnisse der Öffentlichkeit vorenthält“, ist Sandra Schmidt enttäuscht und fragt sich warum die Pressestelle diese kritischen Vorträge nicht veröffentlicht. Das Heft liegt bereits seit 2003 vor. Obwohl es für die Identität dieser Universität wohl die wichtigste wissenschaftliche Aufsatzsammlung ist, ist es nur einmal in der ‚alten Bibliothek’ vorhanden. Und dort „natürlich“ nicht ausleihbar. „Wir stellen es nun ins Internet, so dass jeder selbst nachlesen kann, was anerkannte Professoren über Arndt herausgefunden haben“, so Schmidt.

 

Pressestelle:Initiative "uni ohne Arndt /Stefan Jabbusch

Folgen auf Facebook oder Google+

 


Firmen-Beispiel Rubrik FIRMEN-MARKT-VEREINE

Testen Sie unseren Firmen-Katalog kostenfrei

News

GRÜNE Vorpommern-Greifswald fordern mehr Engagement gegen rechte Gewalt
(Greifswald) GRÜNE Vorpommern-Greifswald: Engagement gegen rechte Gewalt muss stärker gefördert werden. Michael Steiger: Nach den jüngsten Gewalttaten der rechten Szene Solidarität und bessere Unterstützung der Betroffenen notwendig
Schließung von Amtsgerichten in Mecklenburg-Vorpommern?
(Greifswald) Auch in der Hansestadt Greifswald wie im gesamten Landkreis Vorpommern-Greifswald wird die Sparmaßnahme von Ministerin Kuder, die zu einer Schließung zahlreicher Amtsgerichte in Mecklenburg-Vorpommern führen könnte, rege diskutiert - von Einwohnern wie von Politikern, die gern an entsprechende Wahlversprechen aus dem letzten Herbst erinnern. Im Folgenden lesen Sie eine Stellungnahme des Landtagsabgeordneten Bernd Schubert (CDU).
Existenzgründer-Seminare Greifswald
In der Hansestadt Greifswald finden in Kürze wieder Seminare für Existenzgründer statt, die nach den Richtlinien des Bundeswirtschaftsministeriums förderfähig sind. Die Durchführung der Seminare in Greifswald erfolgt nicht gewerblich, da es sich als geförderte Maßnahme um eine Bildungsmaßnahme des Bundes handelt.

Veranstaltungen in Greifswald und Umgebung (Grafik: Gerd Altmann/pixelio.de)