Königlicher Besuch zum Universitätsjubiläum

Königin Silvia von Schweden in greifswald (Foto: Sabrina Wittkopf-Schade ) Königin Silvia von Schweden in greifswald (Foto: Sabrina Wittkopf-Schade )

Es ist Geschichte: das Jubiläumsjahr anlässlich des 550. Gründungstages der Greifswalder alma mater. Mit einem festlichen Gottesdienst im Dom St. Nikolai und der Wiedereröffnung der barocken Aula erlebten die Feierlichkeiten zum 550. Jubiläum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität ihren Höhepunkt. Auch Schwedens Königin Silvia wohnte dem Festakt bei und verlieh diesem königlichen Glanz. Die Greifswalder Hochschule ist nicht nur eine der ältesten deutschen Universitäten. Als älteste Universität Schwedens während der „Schwedenzeit“ hatte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg auch als Kulturbrücke im Ostseeraum weiterentwickelt. Zahlreiche Schaulustige säumten seit den Vormittagsstunden den Weg vom Universitätshauptgebäude zum Dom, um Schwedens Königin und die Politprominenz aus Berlin und Schwerin, Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Harald Ringstorff, sowie weitere Gäste zu begrüßen.

Auch während des rund zweistündigen Festakts warteten hunderte Menschen auf den Straßen und auf dem Domvorplatz, um einen Blick auf die Ehrengäste zu erhaschen und den Festakt auf der eigens für dieses Ereignis installierten Videowand zu verfolgen. Unter den Gästen: Bertold Beitz, Herrmann Kant, Umweltminister Wolfgang Methling und Hans-Robert Metelmann, Minister für Bildung, Wissenschaft, Kultur sowie Finanzministerin Sigrid Keler. Rektor Prof. Rainer Westermann unterstrich die Notwendigkeit der Eigenverantwortung und Flexibilität sowie einer zuverlässigen Finanzierung durch das Land, um in Lehre und Forschung weiter international konkurrenzfähig sein zu können.

Bundespräsident Horst Köhler hob in seinem Grußwort das Besondere der „kleinen, feinen Universität am Rande Deutschlands, im Herzen Nordosteuropas hervor. Greifswald ist voller Schwung und Bewegung. Was die Menschen in und nach Greifswald bewegt, ist großflächig überall in der Stadt zu lesen: Wissen lockt – 550 Jahre einfach anfangen!“, so Köhler. Er hob die hervorragenden Studienbedingungen in Greifswald hervor, die der Universität eine stetig wachsende Studierendenzahl bescheren und sie in diesem Jahr zugleich zum beliebtesten Wunschstudienort für angehende Mediziner machte. Köhler unterstrich zugleich die Wichtigkeit des Erhalts der Einheit von Lehre und Forschung und der interdisziplinären und verstärkt länderübergreifenden Zusammenarbeit. In seinem Festvortrag erinnerte Prof. Spieß an die Gründung der Universität vor 550 Jahren während einer Universitätsmesse, an der Herzog Wartislaw IX. von Pommern, der Rat und die künftigen Universitätslehrer teilnahmen. „Störfeuer“, so Spieß, „kam von der Universität Rostock, die um den Zulauf ihrer Studenten besorgt war und deshalb in Rom die Genehmigung verhindern wollte.“ Worte, über die sicherlich auch der ebenfalls anwesende Rostocker Rektor Prof. Thomas Strothotte schmunzeln musste.

In der Hoffnung, dass auch der 600. Jahrestag in 50 Jahren von einer Universität Greifswald mit allen Fakultäten gefeiert werden kann, wiederholte der Festredner einen Wunsch, der bereits zur 475- und zur 500-Jahrfeier ausgesprochen wurde: „Fluctuat nec mergitur“, frei übertragen: „Von den Wogen der Zeit geschüttelt, wird die Universität Greifswald doch nicht untergehen“. Besondere Ehre wurde anschließend dem langjährigen Förderer der Uni, Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz, zuteil. Als Vorstands- und Kuratoriumsvorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung förderte er seit 1990 mehr als 100 Projekte, darunter die 1998 eingeweihte Klinik für Hämatologie und Onkologie, das 2002 eingeweihte Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg und die Sanierung des historischen Hörsaalgebäudes in der Rubenowstraße. „Berthold Beitz steht in einer Reihe mit den beiden anderen bedeutenden Stiftern der Universität: Heinrich Rubenow und Herzog Bogislaw XIV.“ Stellvertretend für alle Förderer wurde Beitz mit der Erneuerung seines Ehrendoktorgrades der Medizinischen Fakultät aus dem Jahre 1983 und der einzigen Jubiläumsmedaille in Gold geehrt.

Ein weiterer Höhepunkt des 17. Oktobers 2006 war die Wiedereröffnung der Aula durch die schwedische Monarchin. Der prunkvolle Raum im Hauptgebäude der Universität wurde in den vergangenen Jahren einer gründlichen Restaurierung unterzogen und pünktlich zum Jubiläum fertig gestellt. Die Aula der Universität, einst eine sich über zwei Geschosse erstreckende barocke Saalbibliothek, ist eine der attraktivsten Sehenswürdigkeiten der Greifswalder alma mater. Sie stellte einst das geistige Zentrum der Universität dar und ist zugleich Ausdruck der schwedischen Wissenschaftsförderung für die Greifswalder Hochschule. Bis zum Bibliotheksneubau im Jahre1882 beherbergte der Saal bedeutende Buchbestände, war danach Vortragsraum und Aula. Nach öffentlichen Diskussionen und der Sorge, dass die Aula ihres historischen Charakters beraubt werden könnte, entschied sich die Universität für einen behutsame Restaurierung des wohl bedeutendsten Bauwerks der Schwedenzeit.

Zahlreiche Greifswalder und Gäste nutzten noch am Nachmittag die angebotenen Führungen durch die neue Aula, die sich in neuem leuchtendem Rot präsentiert. Die Säulen erhielten eine frische Marmorierung, die Brüstungsfelder wurden nach Vorlagen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wieder geöffnet. Die helle Wandgestaltung und die Deckenmalerei mit den restaurierten Eckkartuschen und der Mittelrosette bilden einen effektvollen Kontrast zum satten Rotton. Die weißen, eher unbequemen Stühle aus den 30er Jahren, auf den Generationen von Studenten, Wissenschaftlern und prominenten Gästen Platz genommen haben, sind modernen und komfortableren Sitzmöbeln gewichen. Das Mobiliar, auf denen die Rektoren während festlicher Anlässe sitzen wurde ebenso sorgsam restauriert und aufgearbeitet, wie der Rektorsessel aus dem Jahre 1906.

Anschließend lud Ministerpräsident Harald Ringstorff zum Festessen in das Pommersche Landesmuseum. Zuvor nahm sich Schwedens Königin Zeit, mit ihren in Greifswald lebenden Landsleuten ins Gespräch zu kommen. Typisch Pommersches ließen sich die Königin und weitere 100 geladene Gäste schmecken. Abschließend trugen sich Königin Silvia und Bundespräsident Horst Köhler in das Goldene Buch der Stadt ein. Alles in allem: ein Jubeltag für die Universität zwischen Hauptgebäude und Pommerschem Landesmuseum. Anders als der strahlende Sonnenschein hatte es die festliche Stimmung, so schien es, nicht geschafft, auf den Rest der Stadt überzugreifen.

Text und Foto: Sabrina Wittkopf-Schade
(aus Greifswald KOMPAKT, Ausgabe 11/2006)

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